Eltern geraten im Laufe der Erziehung selber an ihre Grenzen. Manche Wutausbrüche von Kindern kommen oftmals aus heiterem Himmel. Und dennoch: Kinder, die Gefühle erleben, wahrnehmen und benennen können, sind widerstandsfähiger, gesünder und besser gerüstet, mit den Herausforderungen des Lebens zurechtzukommen.
Nachdem wir beim Rodelausflug kurzfristig die Nachricht erhalten haben, dass der beste Freund unseres Sohnes coronabedingt nicht kommen kann, ist er total ausgerastet. Erklärungen und gutes Zureden haben alles nur noch schlimmer gemacht. Wie verhält man sich in so einer Situation am besten?
Gleich vorneweg: Es ist wichtig, dass sich die Wut als grundlegender emotionaler Affekt entladen darf. Gerade in der heutigen schwierigen und für uns alle belastenden Zeit ist es nur allzu verständlich, dass bei dem einen oder anderen sprichwörtlich die Sicherung durchbrennt. Eltern sind versucht, bei unangenehmen Gefühlen ihr Kind schnell hinwegzutrösten und die damit verbundenen Gefühle kleinzureden oder zu beschwichtigen. Gleichzeitig sprechen sie damit dem Kind das Recht ab, so zu fühlen, wie es sich gerade im Moment fühlt. Tatsächlich ist es wichtig, dass Kinder die Gelegenheit bekommen, das auszudrücken, was sie bewegt, und wir ihnen beistehen, mitfühlen und aufmerksam zuhören. Mit der inneren Haltung: Du darfst so fühlen, wie du fühlst! „Des isch iaz volle bleid, dass dr Felix nit drbei sein konn, mir tat dess a vrdriaßn.“ Die Wut und Verletztheit lässt nach und das Kind fühlt sich gesehen und ernst genommen. Und gerade hier ist Vertrauen und Zurückhaltung geboten, nichts beschleunigen, sondern dem Kind die Zeit einräumen, die es eben braucht. So lernen Kinder im Laufe der Zeit, emotionale Zustände zu erleben, können diese ausdrücken und benennen, d. h. ihre Gefühle regulieren. Leider geraten Eltern mit ihrem Kind wegen einer impulsiven Gefühlsäußerung nicht selten in einen handfesten Konflikt. Das Problem liegt im Grunde darin, dass Eltern die Wut ihrer Kinder selbst nicht aushalten und Sorge haben, dass ihre Autorität untergraben werden könnte. Doch gerade das Gegenteil ist der Fall. Es kann Eltern anspornen, den eigenen Gefühlen nachzuspüren. Denn auch im Erwachsenenalter ist dies erlernbar und wir alle haben hier Nachholbedarf. Darüber sprechen hilft. Die eigene Sorge und Betroffenheit aushalten und nachspüren, was mich als Mama oder Papa so empört.