Streiten – aber wie?

„Du kommst ständig zu spät, auf dich kann ich mich nie verlassen …“, so in etwa könnte der Auftakt für ein Streitgespräch beginnen. Mit Vorwürfen, Pauschalierungen und Zuschreibungen versucht jeder, die eigene Position zu untermauern und den anderen zum Einlenken zu bewegen. Dauerhaft destruktiver Streit nach immer demselben Muster macht auf Dauer vieles kaputt. Wie gelingt es in Partnerschaften, Meinungsverschiedenheiten und Konflikte konstruktiv auszutragen?

Streit gehört zum Leben. Dies beruht schlicht auf der Tatsache, dass wir Menschen unterschiedlich sind: in unseren Wertvorstellungen, familiären Prägungen und den Zielen bezüglich der eigenen Lebensgestaltung. Dass wir aneinander geraten, ist daher schon vorprogrammiert.

Unnötigerweise werden allerdings Konflikte in Partnerschaften schnell zum Machtkampf. Der Fokus liegt dann einzig darauf, wer denn nun in der Sache Recht hat. An das Verständnis des anderen wird appelliert, ohne ihm umgekehrt für seine Sichtweise auch nur annähernd welches entgegenzubringen. Jeder beharrt auf der eigenen Position. Ein Teufelskreis von wechselseitiger Abwertung, Kritik und „kaltem Krieg“ kommt in Gang. Bei Letzterem straft man den Partner mit Verachtung und Liebesentzug oder beschäftigt sich eifrig mit etwas anderem. Kurzum, man zeigt ihm die kalte Schulter für sein vermeintliches Fehlverhalten: „Mit dir kann man nicht sprechen, das bringt ja eh nichts!“. Die Eskalation geht so weit, dass sich Frau und Mann immer mehr in den eigenen, sicheren „Schützengraben“ verschanzen und mehr oder weniger scharf schießen.

Wie gelingt es, aus dieser Eskalationsspirale auszusteigen? Es geht um die Art und Weise wie ein Streit ausgetragen wird, mehr als um die Frage, wer Recht hat. Um die Sensibilisierung und Reflexion mit dem eigenen Gesprächsverhalten kommen wir dabei nicht herum. Und das erfordert, bei sich selber nachspüren, was einen bewegt und dies entsprechend zum Ausdruck bringen. „Mir geht es in Bezug auf … nicht gut und daher ist es mir wichtig, mit dir darüber zu reden.“ Bei emotional sehr aufgeladenen Themen ist es sinnvoll, vorher tief durchzuatmen, seine eigenen Gefühle zu regulieren und sich zu beruhigen. Denn ansonsten kann es passieren, dass noch mehr Öl ins Feuer gegossen wird.

Echte Klärung braucht zudem das Vertrauen darauf, dass wir uns im Grunde unseres Herzens wohl sind. Selbst im Streit kann ich mich dem Partner nahe fühlen, seine Vorschläge oder Gefühle respektieren, akzeptieren und zuhören. Und dabei vor Augen haben, dass die Einigkeit in allen Themen nicht das oberste Ziel sein muss. Unterschiedliche Sichtweisen dürfen stehen bleiben. Will heißen: Ich gestehe meinem Partner seine Macken zu und habe dennoch den Mut, für mich und meine Bedürfnisse einzustehen und diese konkret zu benennen.

Ein letztes: Sprechen Sie Probleme frühzeitig an; bevor das Fass zum Überlaufen kommt. Erwiesen ist, dass es den Paaren gut geht, die Meinungsverschiedenheiten schnell zum Thema machen. Und wie gesagt: dabei sind kommunikative Fertigkeiten hilfreich.

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