Wir Menschen sind soziale Wesen und achten daher darauf, wie andere zu uns stehen und dies zum Ausdruck bringen. Gerade die unmittelbaren Beziehungen zu den nächsten Angehörigen haben einen großen Einfluss auf den Wert, den wir uns selbst und dem, was wir machen, beimessen. Welche Art von Lob und Anerkennung genießen wir, welcher misstrauen wir und wie wertschätzend gehen wir selber mit unseren eigenen Leistungen um?
Heutzutage trifft man bei diesem Thema auf zwei Extreme. Zum einen auf eine Art von Lobhudelei bei der Kindererziehung. Malt ein Zweijähriger einen Strich, so denkt man vor lauter „Klasse!“, und „Super!“, dass ein kleiner Picasso dahinterstecken müsse. Im Gegensatz dazu gehen Erwachsene oftmals hart und unnachgiebig mit der Wertschätzung und Anerkennung für eigene Leistungen und die des anderen um. Der Einsatz und Aufwand für die täglich anfallenden Aufgaben rund um Familie und Beruf scheinen selbstverständlich und nicht der Rede wert. Beide Formen wirken nicht authentisch bzw. wenig ermutigend. Fakt ist, dass Beziehungen zu Mitmenschen, die man einfach laufen lässt, von selber schlechter werden. „Von nichts kommt nichts“ – bei allem im Leben, von dem wir wollen, dass es gelingt, tun wir gut daran, zu investieren. Diese schlichte Wahrheit lässt sich auf das Gelingen von Beziehungen übertragen. Partnerschaften laufen dann gut, wenn beide aufmerksam, wertschätzend und achtsam miteinander umgehen, und sich dies auch wechselseitig wissen lassen. Man kann sich das vorstellen wie ein imaginäres Bankkonto, das stellvertretend für die Qualität einer Beziehung steht. Der Unterschied bei dieser Art von Investment ist, dass es sich um ein Emotionales Bankkonto handelt. Es ist allzu menschlich, dass wir in der alltäglichen Hektik schnell Kritik äußern, den anderen abwerten, Versprechen nicht einhalten usw. – eben Abhebungen machen. Für stabile und tragfähige Beziehungen gilt es allerdings darauf zu achten, dass die Einzahlungen die Abhebungen mindestens um ein Dreifaches übersteigen. Der Umgang miteinander ist dann überwiegend positiv geprägt und ein Bankrott wird vermieden. Ganz praktisch heißt das: Den anderen loben, ermutigen, Komplimente machen, kleine Berührungen, Gemeinsamkeiten und Rituale pflegen. Den Blick auf das schärfen, was man am Anderen schätzt und ihm dies mitteilen. Diese Einzahlungen kosten nichts, erfordern allerdings Aufmerksamkeit, Präsenz und echtes Interesse. Ob Lob runtergeht wie Öl, hängt wie eingangs gesagt, von der Art und Weise ab. Die Lösung: Möglichst konkret die Situation beschreiben und das, was einen dabei anrührt. Pauschale und deshalb wenig überzeugende Bewertungen wie „Toll“ kann man dann getrost weglassen.
Grundlegend für all das bisher Gesagte ist die Fähigkeit des Selbstlobs. Lobe ich mich selbst, so hebt dies meine Stimmung und lädt mich ein, mich insgesamt positiver zu sehen. Selbstlob macht uns innerlich stark und emotional unabhängig. Die Herausforderung dabei ist es, den eigenen inneren Kritiker zu bremsen, und so mit gutem Beispiel voranzugehen.