Kinder im Trotzalter

Theoretisch ist es nur allzu verständlich, dass die sogenannte Trotzphase bei zwei- bis dreijährigen Kindern zu deren Selbständigkeitsentwicklung gehört. Die Nerven vieler Eltern werden dennoch über die Maßen strapaziert.

Unser Sohn ist fast drei Jahre alt und bringt mich zunehmend an meine Grenzen. Egal, um was es geht, dauernd stellt er sich quer und lässt sich von mir nichts mehr sagen. Ich mag schon gar nicht mehr auf den Spielplatz gehen, da er anderen Kindern Sachen wegnimmt und selber nichts teilen mag. Wie kann ich ihn dazu bringen, dass er sich ordentlich benimmt, ohne dass es in einen ständigen Kampf ausartet?

In der Lebensphase, die Ihr Sohn gerade durchlebt, erforschen Kinder ihre Selbständigkeit und bekommen eine Idee vom eigenen Ich unabhängig vom Anderen. Gleichzeitig verfügen sie noch nicht über die sozialen Fertigkeiten, um problemlos miteinander spielen zu können. Versuchen Sie, die aktuellen Konflikte aus der Perspektive des Kindes zu betrachten. Alles ist „Meins!“ hat demnach nichts mit Bösartigkeit zu tun. Ihr Sohn drückt damit sein Selbstgefühl aus und macht erste Erfahrungen, für sich selbst einzustehen. Den eigenen Willen haben und diesen auch durchsetzen. Und das ist erst einmal ein positiver Entwicklungsschritt, sich der eigenen Selbstwirksamkeit bewusst zu werden. Kinder in diesem Alter sind gleichzeitig noch nicht fähig, sich in die Lage des anderen zu versetzen. Die Idee zu teilen, ist ihnen schlichtweg unverständlich. Zudem können Sie ihre Gefühle noch nicht regulieren. Von Seiten der Eltern braucht es neben Verständnis konkrete Anleitung. Das Wichtigste für Sie: Handeln Sie erst, nachdem Sie Ihren eigenen Ärger in Griff haben – also erst mal tief durchatmen oder bis 10 zählen. Dann auf Augenhöhe gehen und Blickkontakt suchen: „Ich sehe du bist ganz wütend, weil du die Schaufel nicht haben kannst; du darfst wütend sein;“ und dann z. B. „Frag Fritz, ob du die Schaufel haben kannst!“ Kinder in diesem Alter werden von ihren Gefühlen regelrecht überfallen und daher ist es am wichtigsten, ihnen diese zuzugestehen nach dem Motto: Alle Gefühle sind erlaubt, aber nicht jedes Verhalten.